Liebe in Zeiten der Bravo
Ninia LaGrande hat in ihrem Blog eine feministische Analyse der Bravo Girl veröffentlicht (gefunden via BILDblog), in dem sie sehr scharfsinnig einen Zustand absoluter Verwirrung als Grundtenor des Blatts konstatiert.
Mit der Bravo Girl hatte ich persönlich zwar keinen Kontakt, wohl aber mit ihrem Unisex-Vorläufer Bravo. Eigentlich würde ich ja gerne behaupten, dass ich die nur wegen der Sexseiten gelesen habe, dann könnte ich jetzt aber schlecht angeben, ihren Eindruck meiner Erinnerung nach auch dort bestätigt zu sehen.
Eigentlich geriert sich die Bravo als so etwas wie das Feldhandbuch für Frontsoldaten im Pubertätskrieg. Man erfährt aus ihr, mit welcher Tarnfarbe man in welchem Gebiet verminderten Beschuss erzielt, wie man sich bei Herztreffern zu verhalten hat und wie man sein Gewehr sauber hält (hur-hur). Die Konsequenz des Scheiterns wird dabei nie ausgesprochen, doch lauert sie stets bedrohlich knapp unter der Oberfläche. „Was soll ich tun, wenn er mich nicht süß findet“, fragt sich das Mädchen im Fotoroman manchmal, aber zum Glück verhält sie sich stets nach der empfohlenen Standardstrategie, weswegen der Konflikt vollständig beendet werden kann.
Trotzdem: Die Unsicherheit bleibt. Ninia hat völlig recht wenn sie sagt, dass die Auswahl dieser Strategie nicht nachvollziehbar ist. Das Problem ist nämlich immer, so scheint es mir jedenfalls, dass das Konfliktszenario entsprechend zur angestrebten Auflösung entwickelt wird. Die Firma XX will Armbänder für Jungs auf den Markt bringen und hat dafür den Sänger XY als Werbefigur gewinnen können? Klar, der Artikel schreibt sich doch von alleine: „Was du tun musst, um so cool wie XY rüber zu kommen“.
Dass so etwas überhaupt funktionieren kann liegt in der Tatsache begründet, dass „Teenager“ und „Verunsichert“ quasi synonym ist. Nur so ist es möglich, dass die Bravo mit ihrer großflächigen Beratungssalve eine akzeptable Trefferquote erzielt. Hast du eine Freundin? Nein? Tut mir leid, aber dann stimmt was nicht mit dir. Ließ schnell nach, wie du das ändern kannst.
Ja? Schön, aber wie lange noch? Ließ schnell nach, wie du sie behalten kannst.
Unterm Strich ist die Verwirrung also nicht Bug, sondern Feature. Es ist eine alte Weisheit, dass jede Institution stets auch an der Erhaltung des Problems interessiert ist, zu dessen Lösung sie da ist. Die Zielgruppe der Bravo sind verwirrte Teenager.
Nein, ich möchte nicht behaupten, dass die Bravo das absichtlich machen würde. Das würde ein Maß an Reflexion benötigen, das ich ihr eigentlich nicht zugestehen möchte. Trotzdem, instinktiv scheint man da so einiges „richtig“ zu machen. Wenn das Handeln der älteren Generation von Konzeptlosigkeit geprägt ist, gedeiht die Verunsicherung der jüngeren Generation umso besser.
Ich fühle, dass ich heute Nacht einen Traum haben werde, bei dem ich einer Manifestation der Bravo begegne.
„Wie ist das mit dir,“ werde ich so blöd fragen, wie man das im Traum manchmal tut, „machst du die Welt besser?“
„Natürlich tue ich das,“ wird sie ohne zu zögern antworten. „Mit jeder umgeblätterten Seite wird alles ein wenig besser.“
„Das ist schön,“ werde ich sagen und fühlen, wie ich entspannt in tiefere Sphären abdrifte.
„Das würde ich an deiner Stelle nicht tun,“ wird sie dann sagen, und ihr Ton wird eine leicht drohende Färbung angenommen haben. „Siehst du nicht, dass ich auch deiner Konkurrenz helfe? Denn ja, du hast eine Menge Konkurrenz, da der Pool möglicher Partner begrenzt ist. Kannst du es dir leisten zu schlafen, wenn es die Welt nicht tut?“
Dann werde ich mitten in der Nacht hochschrecken und in die Dunkelheit blinzeln, während der Traum wie Sand zwischen meinen Fingern verrinnt. Nur so ein vages Gefühl der Bedrohung wird zurückbleiben....
Mit der Bravo Girl hatte ich persönlich zwar keinen Kontakt, wohl aber mit ihrem Unisex-Vorläufer Bravo. Eigentlich würde ich ja gerne behaupten, dass ich die nur wegen der Sexseiten gelesen habe, dann könnte ich jetzt aber schlecht angeben, ihren Eindruck meiner Erinnerung nach auch dort bestätigt zu sehen.
Eigentlich geriert sich die Bravo als so etwas wie das Feldhandbuch für Frontsoldaten im Pubertätskrieg. Man erfährt aus ihr, mit welcher Tarnfarbe man in welchem Gebiet verminderten Beschuss erzielt, wie man sich bei Herztreffern zu verhalten hat und wie man sein Gewehr sauber hält (hur-hur). Die Konsequenz des Scheiterns wird dabei nie ausgesprochen, doch lauert sie stets bedrohlich knapp unter der Oberfläche. „Was soll ich tun, wenn er mich nicht süß findet“, fragt sich das Mädchen im Fotoroman manchmal, aber zum Glück verhält sie sich stets nach der empfohlenen Standardstrategie, weswegen der Konflikt vollständig beendet werden kann.
Trotzdem: Die Unsicherheit bleibt. Ninia hat völlig recht wenn sie sagt, dass die Auswahl dieser Strategie nicht nachvollziehbar ist. Das Problem ist nämlich immer, so scheint es mir jedenfalls, dass das Konfliktszenario entsprechend zur angestrebten Auflösung entwickelt wird. Die Firma XX will Armbänder für Jungs auf den Markt bringen und hat dafür den Sänger XY als Werbefigur gewinnen können? Klar, der Artikel schreibt sich doch von alleine: „Was du tun musst, um so cool wie XY rüber zu kommen“.
Dass so etwas überhaupt funktionieren kann liegt in der Tatsache begründet, dass „Teenager“ und „Verunsichert“ quasi synonym ist. Nur so ist es möglich, dass die Bravo mit ihrer großflächigen Beratungssalve eine akzeptable Trefferquote erzielt. Hast du eine Freundin? Nein? Tut mir leid, aber dann stimmt was nicht mit dir. Ließ schnell nach, wie du das ändern kannst.
Ja? Schön, aber wie lange noch? Ließ schnell nach, wie du sie behalten kannst.
Unterm Strich ist die Verwirrung also nicht Bug, sondern Feature. Es ist eine alte Weisheit, dass jede Institution stets auch an der Erhaltung des Problems interessiert ist, zu dessen Lösung sie da ist. Die Zielgruppe der Bravo sind verwirrte Teenager.
Nein, ich möchte nicht behaupten, dass die Bravo das absichtlich machen würde. Das würde ein Maß an Reflexion benötigen, das ich ihr eigentlich nicht zugestehen möchte. Trotzdem, instinktiv scheint man da so einiges „richtig“ zu machen. Wenn das Handeln der älteren Generation von Konzeptlosigkeit geprägt ist, gedeiht die Verunsicherung der jüngeren Generation umso besser.
Ich fühle, dass ich heute Nacht einen Traum haben werde, bei dem ich einer Manifestation der Bravo begegne.
„Wie ist das mit dir,“ werde ich so blöd fragen, wie man das im Traum manchmal tut, „machst du die Welt besser?“
„Natürlich tue ich das,“ wird sie ohne zu zögern antworten. „Mit jeder umgeblätterten Seite wird alles ein wenig besser.“
„Das ist schön,“ werde ich sagen und fühlen, wie ich entspannt in tiefere Sphären abdrifte.
„Das würde ich an deiner Stelle nicht tun,“ wird sie dann sagen, und ihr Ton wird eine leicht drohende Färbung angenommen haben. „Siehst du nicht, dass ich auch deiner Konkurrenz helfe? Denn ja, du hast eine Menge Konkurrenz, da der Pool möglicher Partner begrenzt ist. Kannst du es dir leisten zu schlafen, wenn es die Welt nicht tut?“
Dann werde ich mitten in der Nacht hochschrecken und in die Dunkelheit blinzeln, während der Traum wie Sand zwischen meinen Fingern verrinnt. Nur so ein vages Gefühl der Bedrohung wird zurückbleiben....
The_Vanguard - 18. Feb, 17:45