Samstag, 29. Januar 2011

Der Nerd ist mein Hirte. Mir wird an nichts mangeln

Das Klischee des Nerd ist die ursprünglichste Gestalt des Internets. Für den Otto-Normal-User ist er so etwas wie ein mythologisches Wesen: Mensch und doch nicht ganz Mensch, an seltsamen Orten fern der Zivilisation hausend und wahrscheinlich mit arkanem Wissen und geheimnisvollen Mächten ausgestattet. Man kann Pakte mit ihm schließen durch die viel zu gewinnen ist, aber dabei wird man nicht darum herum kommen seltsame Sitten und fremdartige Gesetze zu lernen. Er ist der Ureinwohner dieser Gefilde, der das Land schon lange erschloss, bevor die neuen Siedler kamen und ihre „Web 2.0“ Fahne in den Boden rammten.

Was den Nerd vor allem auszeichnet ist die Liebe, die er dem Gebiet seiner Wahl entgegen bringt. Der Normal-User wird auf den Nerd meist erst dadurch aufmerksam, dass er mit einem seiner Werke konfrontiert wird und wundert sich dann gerne darüber, dass ein Mensch solche Projekte auch ohne Aussicht auf Bezahlung oder Ruhm stemmt. Hat der denn zu viel Freizeit? fragen sich die Leute dann gerne und setzen damit stillschweigend voraus, dass das Werk aus einem Überschuss an Energie entstand.

Dabei führt der Aspekt der Liebe dazu, dass es irgendwann schwieriger wird eine Sache nicht zu tun, als dem Drang nachzugeben und sie zu realisieren. Schlussendlich folgt der Nerd nur dem Weg, der für ihn am einfachsten ist. Dass dabei etwas entsteht, von dem auch andere potentiell profitieren können ist ein Nebeneffekt, der mit der Sache an sich nur peripher zu tun hat.

In dieser Eigenschaft ist der Nerd der erste sesshafte Bauer unter medialen Jägern und Sammlern. Ist ein Feld erst einmal abgeerntet zieht der Normal-User weiter, da sicher auch hinter der nächsten Bergkette etwas schmackhaftes zu finden ist. Der Nerd hingegen, der den Geschmack nicht mehr vergessen kann, bleibt um den Boden neu zu kultivieren. Dazu erforscht er die Eigenheiten der Früchte bis ins kleinste Detail und ist sich auch nicht zu schade dafür, im Dreck nach den Wurzeln zu graben. Er sät und päppelt, stützt und beschneidet, und manchmal mag er auch durch ungewöhnliche Verpaarungen komische Mutanten erschaffen. Unter seiner Hand gedeihen auch eigentlich längst ausgestorbene Gattungen vorzüglich.

Auch ich stehe jetzt hier als medialer Bauer und bestelle meinen Acker. Mal sehen, wie fruchtbar der Boden ist und wie lange das Wasser reicht. Und ob ich hier wirklich sesshaft werden kann, oder ob mich schon bald wieder die Reiselust übermannt.

Layer 1 - Ich gegen die Welt

Ey Alter, „Ich gegen die Welt“? Ganz schön aggro, wa?

Schon möglich, aber mir geht es nicht um (sinnlose) Zerstörung. Ich interessiere mich für die Momente, in denen Subjektives und Objektives in Konflikt mit einander geraten, aber das muss nichts negatives sein.

Unsere gesamte Wahrnehmung basiert auf dem Prinzip, dass uns die Welt um uns herum etwas entgegen setzt. Der Eindruck der Berührung entsteht dort, wo Bewegung durch etwas gebremst wird. Lichtwellen müssen erst durch etwas reflektiert werden, bevor unser Auge was damit anfangen kann. Allein die Intensität bestimmt dabei, ob wir ein sanftes Streicheln oder einen harten Schlag erleben, ob das Licht blendend oder erhellend ist.

Dementsprechend möchte ich mir ansehen was da passiert, wo Ich und Welt aufeinander treffen, und welche Auswirkungen das nach sich zieht. Inwieweit formen wir die Welt, und inwieweit werden wir von ihr geformt? Wo ist Platz für Individualität im vernetzten Raum, und wie viel Vernetzung braucht ein Individuum, um sich auch als solches begreifen zu können?

Klar, das Thema ist uferlos, denn immerhin ist die Beschränkung unserer persönlichen Entfaltung eine der fundamentalsten Erfahrungen unserer Existenz. Zumindest wird mir aber das Material so schnell nicht ausgehen.

Layer 0 - Warum ich blogge

„You don't have to judge me. But you will.“
- alienbinary

Wenn der Vogel morgens erwacht weiß er nichts von der Welt, die ihn umgibt. Er öffnet einfach nur den Schnabel und schmettert los - ein simples, klares Ich existiere. Nicht mehr und nicht weniger.

Wenn er Glück hat stellt sich heraus, dass er nicht allein ist. Nach und nach ertönen dann immer mehr Stimmen um ihn herum, einzelne Töne formen sich zum Lied, viele Sänger werden zum Chor, und gemeinsam begleiten sie die Sonne bei ihren ersten Schritten über den Horizont.

Aus Ich existiere wird Wir existieren, aus einzelnen Individuen wird eine Gemeinschaft, aus einem Lied wird ein kulturelles Gut. Wir sind das Ich und die Welt. Unsere Kommunikation beweist es.

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